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Labordiagnostik Schweiz – Branchenstudie 2023
Die Schweizer Labordiagnostik-Branche erwirtschaftete im vergangenen Jahr eine Bruttowertschöpfung von rund 2,8 Mrd. Franken. Nach zwei intensiven Covid-19 Jahren, in denen die Labore einen enormen Beitrag zur Pandemiebekämpfung leisteten, sind die Bruttowertschöpfung seit 2022 wieder rückläufig. Aktuell liegen sie 8% über dem Vor-Pandemie-Niveau – bei 12% neu geschaffenen Arbeitsplätzen seit 2019. Dies zeigt der Branchenreport 2023 zur Labordiagnostik Schweiz, der von den Verbänden SVDI, FAMH und SULM bei Polynomics in Auftrag gegeben wurde. Der Report basiert auf einer von Mai bis Juni 2023 durchgeführten Umfrage bei 154 Unternehmen, dazu gehören Herstellende, Handelsunternehmen, Spitallabore und Privatlaborunternehmen. Die Labordiagnostik-Branche ist weiterhin durch den steigenden Kostendruck, Regulierungen und Fachkräftemangel gefordert.
Vor dem Hintergrund zweier Pandemiejahre liegt die Schweizer Labordiagnostik-Branche im Interesse der Öffentlichkeit wie nie zuvor. Ihr Beitrag zur Erhaltung der öffentlichen Gesundheit ist evident: Durch präzise und rechtzeitige Diagnosen können Krankheiten früh erkannt und effektive Behandlungen eingeleitet werden. Dies führt nicht nur zu einer verbesserten individuellen Gesundheit, sondern trägt auch massgeblich zur Vermeidung von langfristigen gesellschaftlichen und volkswirtschaftlichen Belastungen bei.
- Nach zwei intensiven Covid-19 Jahren, sind die Bruttowertschöpfungszahlen seit 2022 rückläufig.
- Labore und Herstellungs- und Distributionsunternehmen sind bedeutende Arbeitgeber:innen.
- Ein Grossteil der Unternehmen engagiert sich in der Aus- und Weiterbildung von Fachkräften.
- Rund die Hälfte der Unternehmen forscht und entwickelt in der Schweiz.
- Die positive Entwicklung der Wertschöpfung spiegelt die Relevanz der Branche in der Schweizer Gesundheitswirtschaft wider.
- Die auf hohem Niveau stabilen Investitionsquoten sind sowohl essenziell für die Innovationskraft als auch für die Wettbewerbsfähigkeit.
1’300 neue Arbeitsplätze bei rückläufiger Bruttowertschöpfung
Mit rund 12’000 Beschäftigten erwirtschaftete die Branche im Jahr 2022 eine Bruttowertschöpfung von 2,8 Mrd. Franken. Nach zwei intensiven Covid-19-Jahren, in denen die Labore einen enormen Beitrag zur Pandemiebekämpfung leisteten, ist die Bruttowertschöpfung seit 2022 rückläufig und erreicht erstmals wieder das Vor-Pandemie-Niveau. In den letzten vier Jahren wurden, nicht zuletzt pandemiebedingt, 1’300 neue Arbeitsplätze geschaffen. Dabei ist der Anteil Beschäftigter der Labordiagnostik-Branche, gemessen am Total der im Gesundheitswesen Beschäftigten, mit rund 3 Prozent auf konstantem Niveau geblieben. Unter den Erwerbstätigen in der Labordiagnostik-Branche haben Frauen einen hohen Anteil: Gegen 75% der Beschäftigten sind weiblich.
Kleinunternehmen bilden Rückgrat der Branche
Für die patientennahe und bedarfsorientierte Leistungserbringung funktionieren Labore traditionell eher kleinteilig und regional. In den letzten Jahrzehnten bildete sich allerdings durch Konzentrationsprozesse eine neue Marktstruktur mit wenigen dezentral organisierten Grossunternehmen heran. Diese werden durch eine grosse Zahl kleinerer lokaler Akteure ergänzt. Heute verfügen zwei Drittel der Laborunternehmen über weniger als 50 Beschäftigte. Damit bilden auch heute noch Kleinunternehmen das Rückgrat der Labordiagnostik-Branche.
Unternehmen investieren in Forschung und Entwicklung
Insgesamt sind die Investitionen in Forschung und Entwicklung in der Labordiagnostik-Branche stabil bis steigend. Insbesondere bei den Privatlaboren ist ein Anstieg zu beobachten. 70% der Herstellungs- und Handelsunternehmen, 60% der Privatlabore und 30% der Spitallabore betreiben Forschung und Entwicklung in der Schweiz oder im Ausland.
Gemäss Branchenreport 2023 planen ausserdem insgesamt mehr als die Hälfte aller Unternehmen zur Stärkung der Innovationskraft und des Wachstumspotentials in den nächsten zwei Jahren Investitionen zu tätigen. Dabei sind Investitionen in die Bereiche IT, Datensicherheit und Digitalisierung besonders wichtig. Die Privat- und Spitallabore erwarten zusätzliche Investitionstätigkeit in Produktionsprozesse sowie Laborausrüstung.
Regulierung, Fachkräftemangel und Kostendruck fordern heraus
Der Wettbewerb um Fachpersonal hat in der Branche zugenommen. Herstellungs- und Handelsunternehmen sind durch die vermehrte Regulierung, Privat- und Spitallabore durch reduzierte Tarife gefordert. Die Privatlabore belastet zudem der allgemeine Kostendruck in der Obligatorischen Krankenpflegeversicherung (OKP). Die im Mai 2022 in Kraft getretene Verordnung über In-vitro-Diagnostika (IvDV) führte zu einer Zunahme der allgemeinen Betriebskosten, der Investitionen und des Aufwands für die Qualitätskontrollen. Die IvDV hat im Einkauf zu einer spürbaren Abnahme der Verfügbarkeit von Produkten geführt, mit der Folge einer Ausdünnung des Angebots an Produkten und Dienstleistungen.
Ausblick
Für alle Unternehmen der Labordiagnostik-Branche ist essenziell, dass durch komplexer werdende Regulatorien, zunehmenden Kostendruck und aufwendige Bürokratie keine unüberwindbaren Hürden entstehen. Harald Borrmann, Präsident des Schweizerischen Verbands der Diagnostikindustrie, sagt dazu: «Um auch zukünftig national und international als Branche relevant zu bleiben und eine optimale Versorgung sicherstellen zu können, sind forschungsfreundliche und innovationsfördernde Rahmenbedingungen, der Zugang zu Fachkräften sowie hochwertigen Daten und Technologien unabdingbar.».